Sehr trübe und zäh zeigt sich der November in diesem Jahr, dunkel und ungemütlich. Dazu passen die traurigen November-Feiertage: Bußtag, Volkstrauertag und zum Abschluss nun der Totensonntag. Haben Sie im letzten Jahr einen Angehörigen oder lieben Freund verloren? Der Totensonntag soll ihm und Ihnen noch einmal Raum geben. Nein, sie sind nicht vergessen unsere Lieben! Sie haben weiter ihren Platz in unserem Leben, oder gewinnen ihn neu. Vor über 50 Jahren ist meine Oma gestorben, ich war gerade ein Teenie. Aber sie bedeutet mir immer noch so viel und hat einen festen Platz in meinem Herzen.
In der Pflege sehen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Menschen Abschied nehmen und sterben. Menschen, die sie manchmal nur kurze Zeit, oft aber viele Jahre begleitet haben. In einer Diakonie-Station hat sich das Team in diesem Jahr getroffen und in einer Andacht noch einmal an alle verstorbenen Kundinnen und Kunden gedacht. An jede und jeden wurde erinnert. Es war sehr bewegend von all den einzigartigen Menschen zu hören und wie sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nachgehen. Wie sie manchmal noch zu Tränen voll Traurigkeit, aber auch zu Tränen der Freude und Herzlichkeit rühren. Besonders häufig begegnen die Mitarbeitenden in der ambulanten Palliativpflege (SAPV, die von der Diakonie in den Stationen Kreuzberg, Rahnsdorf, Steglitz und Weißensee/ Prenzlauer Berg angeboten werden) Sterben und Tod, Trauer und Schmerz. Sie begleiten die Kranken Zuhause auf ihrem letzten Weg zugleich professionell und menschlich.
Jesus hat dazu aufgerufen gerade zu Menschen zu stehen, die Hilfe brauchen. Das nimmt die Diakonie ernst und schaut nicht weg, wo Menschen leiden. Sie geht hin, hält aus und hilft. Die Pflegenden machen diese schwere und so wichtige Arbeit für uns alle. Sie tun das auch im Auftrag Gottes und geben damit der Erde ein menschliches Gesicht. Dabei erleben sie auch, wie intensiv das Leben oft gerade im Sterben aufleuchtet. Hier zeigt sich manchmal, was wirklich zählt. Unwichtiges, was uns sonst oft beschäftigt, verliert sein Gewicht. Die Zeit steht still, Ruhe breitet sich aus, allem Verlust zum Trotz finden Menschen sich.
So hat der Totensonntag einen zweiten Namen: Ewigkeitssonntag. Leben pur ohne Grenzen. Wie es das letzte Buch der Bibel beschreibt: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein - und er sprach: Siehe, ich mache alles neu! (Apk.21,4-5 i.A.) Das ist mitten im trüben November eine wunderbare Hoffnung! Hinter der dichten Wolkendecke strahlt die Sonne, die stärker ist als alle Trübsal und alles Leid. Am Ende trocknet Gott alle Tränen und verhilft dem Leben zum Sieg.
Text: Rosel Schäfer - Seelsorgerin im Diakonie-Pflege Verbund Berlin
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